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Tunten kommen mir nicht ins Haus!

[Bernau, Ortsteil Lobetal] 1990 erhielt Erich Honecker mit seiner Frau einige Monate Kirchenasyl bei Pfarrer Uwe Holmer in den Hoffnungstaler Anstalten Lobetal, als er nach seinem Sturz und in den Wirren der Wende praktisch schutz-, mittel- und obdachlos war. Der evangelische Geistliche rechtfertigte seinen Schritt als „Akt der Nächstenliebe“. Aus religiösen Gründen durfte keines seiner zehn Kinder in der DDR studieren – die Leitlinie stammte von Margot Honecker, trotzdem nahm er sie auf. Sein Haus wurde belagert; Schmähbriefe, Beschimpfungen, Bomben- und sogar Morddrohungen richteten sich gegen ihn und seine Familie. Anders als bei gestürzten Diktatoren gestaltet sich die Menschenfreundlichkeit des

Pfarrers, der das Buch „Das geknickte Rohr aufrichten“ schrieb, jedoch in Sachen Homosexualität schwierig. Das geht aus seinem offenen Brief hervor, der letztes Jahr veröffentlicht wurde. Adressiert war dieser an Präses Nikolaus Schneider, den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), welche ein neues Pfarrdienstgesetz verabschiedet hatte, das es den Landeskirchen gestattet, schwule und lesbische Pfarrer mit ihren Lebenspartnern im Pfarrhaus zusammenleben zu lassen. Holmer erklärte darauf, dass die Protestanten mit dem Gesetz eine „biblische Grenze“ überschritten hätten. Homosexualität nannte er eine „Folge der allgemeinen Gottlosigkeit“ und praktizierte Homosexualität eine Sünde und forderte die Betroffenen auf, heterosexuell zu werden oder zölibatär zu leben, um die heterosexuelle Ehe nicht zu beeinträchtigen. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Gesetz bereits von der bayrischen und der mitteldeutschen Landeskirche umgesetzt worden. Auch in der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz dürfen verpartnerte Pfarrer heute in den Pfarrhäusern zusammenleben, gleichgeschlechtliche Paare sich in einem Gottesdienst segnen lassen und im letzten Jahr ist die Landeskirche zudem dem Berliner „Bündnis gegen Homophobie“ beigetreten. [Martin Bach]

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