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Die LesBiSchwule T*our ist nicht "verrückt" ...

JirkaWitschak1
[gayBrandenburg] Kürzlich machte der SPDqueer - Landesvorsitzende Marcel Klose seinem Frust, über die LesBiSchwule T*our und dem Vorgehen des Orga-Teams gegenüber der Nauener Stadtverwaltung via Interview in der Märkischen Allgemeinen Zeitung, freien Lauf und forderte ein Bündnis aller Kräfte für Brandenburg. Vorausgegangen war eine Presseerklärung bei der der Stadt Nauen Rechtslastigkeit, durch den Leiter der Landeskoordinierungsstelle für LesBiSchwule Belange des Landes Brandenburg Lars Bergmann, vorgeworfen wurde. Ein öffentlich gewordener Schlagabtausch fand statt. Jetzt hat der CSD Potsdam der LesBiSchwulen T*our Hilfe angeboten. Mit dessen Trägerverein Katte und dem Vorstand Jirka Witschak haben wir geredet ....

Ist die LesBiSchwule T*our Hopp oder Top?
Die LesBiSchwule T*our ist ein Top-Projekt. Sie gibt es seit 1998, also schon seit genau 20 Jahren. Interessant, dass das niemanden beim Orga-Tour-Team aufgefallen ist. Normalerweise hätte der Ministerpräsident einen Festakt in der Staatskanzlei geben müssen. Das Landespolizeiorchester hätte zur musikalischen Umrahmung "Er gehört zu mir" spielen können. Vielleicht hätte man ja auch einmal die Akteure der ersten Stunde ausgezeichnet. Da gab es ja eine Menge Leute ...

Das Landespolizeiorchesters war ja beim Queensday Potsdam ...
In der Initiative CSD Potsdam stellen wir uns jedes Jahr dieselbe Frage: "Was können wir beim nächsten Mal besser machen?". Im letzten Jahr kam heraus, dass wir die Staatsmacht beim CSD Potsdam besser einbinden müssten. Die Dunkelziffer bei homophoben Straftaten in Brandenburg ist immens. Was liegt also näher, als eine polizeiliche Einrichtung zum Queensday einzuladen, um damit zum Dialog mit den homosexuellen Bürgern und Bürgerinnen einzuladen. Hat ja auch geklappt, war ein super Konzert. Beide Seiten haben sich mal kennengelernt.

Fehlen dem Orga-Team der LesBiSchwulen T*our die Ideen?
Das kann ich von unserer Warte aus nicht beurteilen. Die T*our-Orgas kommen ja alle aus Berlin über das Jugendnetzwerk Lambda und bereisen zwei Landkreise im Märkischen für eine Woche. Zu den Vorbereitungen ist seit Jahren niemand von uns eingeladen worden. Wir wissen also nicht woran es liegen könnte, dass das Projekt so erkennbar "lahmt". Aus meiner langjährigen Erfahrung heraus, kann ich aber sagen, dass da wo Menschen sich engagieren, auch viele kreative und verrückte Ideen entstehen. Dass sich ganz offenkundig nichts "Verrücktes" im Programm der LesBiSchwulen T*our niederschlägt und das Programm sich in den letzten zehn Jahren quasi gar nicht verändert hat, kann nur tiefer liegende Ursachen haben, als fehlende intellektuelle Möglichkeiten und fehlende Ortskenntnisse.

Ganz schön heftige Kritik ...
Es geht uns als Verein nicht darum andere Vereine und Projekte fertig zu machen, weil man für sich selbst mehr Ruhm, Ehre und Geld verspricht, sondern darum, dass eine inhaltliche und kritische Auseinandersetzung erfolgt, um gemeinsam besser zu werden. Wir wissen selbst, wie schwer es ist, mit Aufklärung und Information in die Fläche des Landes zu kommen. Ich würde auch niemals behaupten, dass wir als Verein oder als Initiative CSD POTSDAM oder ich als Person immer alles richtig machen oder gemacht haben, ganz bestimmt nicht. Wenn aber etwas nicht richtig läuft, erkennen wir es und wir ändern es nach unseren Fähigkeiten und Ressourcen ab. Da sind wir auch sehr kritikfähig.

Der CSD POTSDAM hat angeboten, die Auftaktveranstaltung der LesBiSchwulen T*our zu organisieren ...
Ganz ehrlich? Mir tut es um die Drag-Street-Boys, die da als kulturelles Rahmenprogramm, auftreten, ganz dolle leid. Die sind doch ganz sweet. Bei den Auftaktveranstaltungen in den letzten Jahren, hat ja nun, bis auf ein paar Touristen, niemand mehr zugeschaut. Niemand aus der Community ist zum Auftakt eingeladen. Für uns Potsdamer Aktivisten ist das auch jammerschade. Wir können ganz gut organisieren und haben auch Erfahrungen, die aus der jahrelangen Vor-Ort-Arbeit resultieren. Warum sollten nicht alle Seiten voneinander profitieren? Leider hat der Landesverband AndersARTiG, das Jugendnetzwerk Lambda, die angegebenen Kooperationspartner*innen oder das Tourteam unser Angebot der Zusammenarbeit nicht beantwortet. Es ist weder abgelehnt, noch befürwortet worden. Schade.

Die LesBiSchwule T*our ist Bestandteil des Landesaktionsplan "Queeres Brandenburg"...
Das Projekt "LesBiSchwule T*our" hat ja durch "Queeres Brandenburg" quasi Landesweihen. Der Ministerpräsident hat sich den Aktionsplan, durch Kabinettsbeschluss, zu eigen gemacht. Unser Eindruck ist aber, dass mit den Jahren bei der Tour weniger, wenn überhaupt noch, Aufklärungsveranstaltungen an Schulen stattfinden und die Regenbogenfahnenhissungen vor den Rathäusern gerade noch unter der Beobachtung der Verwaltung stattfinden, aber unter Ausschluss städtischer Akteure im Allgemeinen und der Bevölkerung im Besonderen. Insofern müssen wir alle besorgt sein, dass "Queeres Brandenburg" und der Ministerpräsident seine Ziele eventuell nicht erreicht.

Die SPDqueer Brandenburg hat 15 Vorschläge für eine bessere LesBiSchwule T*our unterbreitet...
Als stellvertretender Landesvorsitzender der SPDqueer Brandenburg unterstütze ich natürlich diese Vorschläge. Ich habe ja auch bei der Diskussion mitgewirkt. Ich finde es auch völlig richtig, Probleme, die mit der Umsetzung des Landesaktionsplans "Queeres Brandenburg" zusammenhängen, offen anzusprechen. Solange das konstruktiv ist, kann das allen nur gut tun und es insgesamt besser machen.

Was wären aus Katte-Sicht mögliche Schritte, Verbesserungen im Sinne der LesBiSchwule T*our auf den Weg bringen könnten?
Ich denke, dass zuerst einmal die beiden Vorstände, der zwei Trägervereine, also AndersARTiG und Lambda, selbst das Bedürfnis haben sollten das Projekt kritisch zu hinterfragen. Sie sollten die Ergebnisse ihres Nachdenkens für alle Interessierten transparent machen. Damit hätte man auch eine Diskussionsgrundlage. Auf der anderen Seite sollte durch die Kritiker den T*our-Orgas noch einmal klar gemacht werden, dass es nicht darum geht, ihr Engagement herabzuwürdigen, sondern politische Strategien im Sinne der LesBiSchwulen T*our zu erneuern. Das Statement-Video das produziert wurde lässt keinen Zweifel, dass hier in jedem Fall ein Dialog notwendig ist, der die Positionen auch annähern könnte. Anlässlich des CSD Potsdam 2019 könnte dann eine neue Strategie diskutiert werden, auf deren Grundlage alle Interessierten in diesem Land zukünftig eingebunden werden. Das Problem ist, die Tour-Orgas sind alle wieder samt und sonders in Berlin und wir werden sie aller Voraussicht nach erst wieder nächstes Jahr hier in Brandenburg sehen.

 

 

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