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Nachgefragt: Hasspolitiker attackiert CSD Leipzig

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(Gaybrandenburg - Aktuell) Verbale Ausfälle des Chemnitzer CDU Politikers Kai Hähner gegenüber den Organisator_innen des CSD Leipzig sorgten für heftige Irritationen. In einer Mail wirft der CDU – Ortsverbandsvorsitzende eines Chemnitzer Stadteils an der CSD – Parade teilnehmenden Feiernden vor: „Durch Ihre öffentlichen Auftritte und das Zurschaustellen Ihrer Lebensweise gilt Homosexualität in einer immer liberalen werdenden Gesellschaft inzwischen als "Trendy". Und somit verleiten Sie Jugendliche, die sich in einer sexuellen Findungsphase sind.“ In vielen Foren, darunter auch die des CSD Leipzig, gab es heftige homophobe Reaktionen, die viele überrascht hat. Wir haben Matthias Steuckardt (LSU) und Georg Teichert (SCHWUSOS) über ihre Erfahrungen in ihrer Partei befragt. Beide sind in schwulen Arbeitskreisen/Verbänden ihrer Parteien aktiv.

...lassen Sie andere mit Ihrer Abnormalität in Ruhe

Kai_Haehner

Sehr geehrte Damen und Herren,
eines vorweg. Ich leide nicht an Homophobie. Allerdings finde ich es unerträglich, wie Sie Ihre Lebensweise in die Öffentlichkeit tragen und somit einer Vielzahl von Menschen regelrecht aufdrängen. Lebens Sie, wie Sie wollen, im Privaten und lassen Sie andere mit Ihrer Abnormalität in Ruhe. Und nun noch ein paar Worte zu dem Interview bei MDR Info am vergangenen Wochenende. Durch Ihre öffentlichen Auftritte und das Zurschaustellen Ihrer Lebensweise gilt Homosexualität in einer immer liberalen werdenden Gesellschaft inzwischen als "Trendy". Und somit verleiten Sie Jugendliche, die sich in einer sexuellen Findungsphase sind. Jedoch war die Äußerung einer Konfrontation mit Homosexualität gegenüber Kindergartenkindern eine unerträgliche Unverschämtheit. Sollte dies in diesem Land tatsächlich passieren und Kinder schon im Vorschulalter mit Homosexualität konfrontiert werden, werde ich der erste sein, der die Verantwortlichen dafür vor Gericht bringt.

Mit freundlichen Grüßen Kai Hähner

Ab und an müssen wir noch etwas Überzeugungsarbeit leisten 

Matthias_SteuckardtMatthias, wer und was hat Dich denn verleitet für die LSU – Lesben und Schwulen in der Union aktiv zu werden?

Das waren die engagierten Mitglieder. Eine Gruppe stellte damals die LSU in meinem Kreisverband der Jungen Union vor. Die LSU war zu der Zeit gerade von der CDU Berlin als Arbeitskreis anerkannt worden. Über die Inhalte habe ich mir zu der Zeit wenig Gedanken gemacht, aber ich habe gespürt, dass es wichtig ist diese Arbeit zu unterstützen.


Es wäre daher auch sehr wichtig, dass die LSU beim Deutschlandtag der Jungen Union im Oktober diesen Jahres in Potsdam vertreten ist. Denn nur durch den persönlichen Kontakt kann Vertrauen aufgebaut und Vorurteile abgebaut werden. Leider haben wir bislang keine Einladung der Jungen Union erhalten!

Kai Hähner wirft den CSD – Organisator_innen „öffentliche Zurschaustellung von Homosexualität“ vor. Der Vorwurf müsste sich doch auch an die LSU richten?
Dieser Vorwurf ist mir nicht neu! Der Regionalverband Ost der LSU ist nicht nur bei dem großen CSD in Berlin vertreten. Wir reisen – wenn terminlich irgendwie möglich – auch zu den lesbisch-schwulen Stadtfesten oder Paraden nach Erfurt, Halle, Magdeburg und Potsdam. Im Freistaat Sachsen sind wir beim CSD in Leipzig und in Dresden vertreten. Stolz bin ich darauf, dass CDU, JU und LSU in der Landeshauptstadt Sachsen mit Hilfe eines örtlichen Landtagsabgeordneten, in den vergangenen vier Jahren, drei Mal mit einem Wagen bei der CSD-Parade vertreten waren. Weiterlesen...

Georg Teichert findet: Klaus Wowereit wäre ein guter Kanzlerkandidat
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Georg, haben Dich die teilweise heftigen homophoben Reaktionen auf die Äußerungen von Herrn Hähner überrascht?
Wir wissen schon lange über homophobe Ansichten innerhalb einiger Parteien in Sachsen. Die Äußerung des CDU-Mitglieds Kai Hähner, Homosexualität sei eine „Abnormität“, ist ein Ausdruck dieses Gedankenguts. Die Härte der Äußerungen hat mich im Ergebnis aber doch überrascht und besorgt. Bedauerlich ist hier vor allem die weitere Entwicklung: Herr Hähner hat sich bis heute nicht von seinen Aussagen distanziert. Auch innerparteiliche Konsequenzen innerhalb der CDU muss er offensichtlich nicht fürchten.

Der AK SCHWUSOS Sachsen hat für 2012 den Bundeskongress der SCHWUSOS nach Leipzig geholt. Das gefällt nicht allen in der SPD Sachsen, wie man hört. 
Soweit ich das einschätzen kann, ist zahlreichen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten unser Engagement sehr wichtig. Das spüre ich aus den Rückmeldungen der Parteibasis. Zudem steht die sächsiche Parteiführung hundertprozentig hinter uns, bindet uns ein und unterstützt unsere Arbeit. Ich sitze für die Schwusos mit beratender Stimme im Landesvorstand der SPD Sachsen und treffe dort immer auf interessierte Menschen. Die Zusammenarbeit mit der Landtagsfraktion ist überaus produktiv, wie auch eine Anhörung anlässlich des CSD in Dresden gezeigt hat. Weiterlesen... 

Verbissener Hexenjäger

blu_web(Blu - Kommentar) Der unverhohlene Angriff eines ranghohen sächsischen CDU-Politikers auf das Organisations-Team des CSD Leipzig hat in ganz Deutschland blankes Entsetzen hervorgerufen. Parteiübergreifend wurden Solidaritätsbekundungen mit den Opfern laut.

Nach unzähligen Presseanfragen gab das schockierte CSD-Organisations-Team schließlich in einer Presseerklärung den gesamten Inhalt der Hass-Predigt bekannt, die zuvor nur in Bruchstücken an die Öffentlichkeit durchgesickert war und enthüllte damit weitere menschenverachtende Details aus der Geisteswelt von Kai Hähner, dem Vorsitzenden des CDU-Ortsverbands Mitte-West in Chemnitz.

In seiner E-Mail versucht Hähner verbissen, eine Hexenjagd zu eröffnen, indem er sich wie ein fundamentalistischer Eiferer finsterste Klischees und Anschuldigungen bedient. Er bezeichnet Schwule und Lesben als „abnormal“ und stellt sich selbst als einen Widerstandskämpfer dar. Insgesamt liest sich das Pamphlet wie ein Aufruf zur Ausrottung von Ungeziefer.
In seiner rasenden Wut steigert sich Hähner immer weiter und verliert schließlich jegliches Maß, als er Schwule auch noch bezichtigt, Kinder zu Homosexualität zu verführen – wie auch immer wieder die katholische Kirche versucht, Schwule mit Kinderschändern gleichzusetzen. Weiterhin verteufelt der CDU-Politiker Demonstrationen und will Aufklärungsprojekte gegen Homophobie, die er als „unerträgliche Unverschämtheit“ bezeichnet, vor Gericht bekämpfen.

  Auch hierzulande können Schwule oftmals geradezu von Glück reden, wenn sich solche Faustschläge aufs Verbale beschränken. In vielen Ländern werden sie noch immer wie selbstverständlich verfolgt, gefoltert und bestialisch ermordet, nur weil sie andere erwachsene Menschen lieben – aber Herr Hähner trampelt auch noch auf den Leichen dieser Opfer herum für seinen perversen Populismus am äußersten rechten Rand des politischen Spektrums. blu sagt: dieser CDU-Politiker ist eine Schande für die freie Welt und sollte für sein Tun zur Verantwortung gezogen werden.

Reaktionen in Foren

leipzig

Leipziger Volkszeitung

Elternhilfe

Autoren: Adolar + mb
Grafik: Landesbüro
Foto: Georg Teichert (Burghardt Mannhöfer) + Matthias Steuckardt (Presse CDU) + Kai Hähner (CDU Chemnitz)
Alle Informationen zu diesem Thema finden sie auf der Seite des CSD Leipzig e.V.

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