Estland homofreundlicher als Deutschland
[Straßburg] Es sind nur noch vier Monate bevor sich Queers aus ganz Europa wieder die Finger wund telefonieren um in Baku zwölf Punkte an moldawische Folklore-Trommler und finnische Monster-Rockbands zu vergeben. „Zehn Punkte für: Homo-Rechte in Europa“ hieß es dagegen am Mittwoch (25.01.) in Straßburg, wo die 754 Mitglieder des Europa-Parlaments um Unterstützung für die Erklärung „Be bothered“ („Reg dich auf“) gebeten wurden.
Verfasst wurde diese von der Homo-Gruppe ILGA-Europe und der schwullesbischen Intergruppe des Europaparlaments, der zweitgrößten fraktionsübergreifenden Arbeitsgruppe des Hauses. Von den insgesamt 754 gewählten Abgeordneten aus den 27 Mitgliedsstaaten unterzeichneten 184 das zehn Versprechen umfassende Manifest. Mit ihrer Unterschrift verpflichteten sich die Parlamentarier, sich vor allem auf europäischer Ebene für die gesetzliche Gleichstellung Homo- und Transsexueller einzusetzen, Homophobie zu bekämpfen und weltweit für Homo-Rechte einzutreten. Aufschlussreich ist dabei das Abstimmungsverhalten. So konnten sich beispielsweise aus Malta 100 Prozent der sechs Abgeordneten mit dem Dokument identifizieren. Besonders niedrig war die Zustimmung dagegen in osteuropäischen EU-Staaten, z. B. Rumänien, Slowakei, Lettland und Litauen, wo sich kein einziger für sexuelle Minderheiten einsetzen will. Estland (50 Prozent) und Slowenien (37,50 Prozent) bilden dabei jedoch erfreuliche Ausnahmen und lassen selbst das deutsche Ergebnis alt aussehen, wo nur etwa jeder fünfte (22 von 99) für Akzeptanz und gegen Diskriminierung Farbe bekennen wollte, darunter Politiker von FDP, SPD, Linkspartei, Grünen aber kein einziger von CDU und CSU. Unter den Unterzeichnern war auch der in diesem Monat gewählte neue Parlamentspräsident Martin Schulz, der laut Queer.de auf der Veranstaltung erklärte: "Als Präsident des Europäischen Parlaments können Sie darauf zählen, dass ich für die Gleichstellungsziele kämpfen werde, die im Be-Bothered-Versprechen beschrieben werden". Ulrike Lunacek und Michael Cashman , die beiden Vorsitzenden der schwullesbische Intergruppe, die nach der Konferenz einen neuen Mitgliederzulauf verzeichnen konnte, brachten wiederum ihre Freude über das Ergebnis und die Notwendigkeit weiterer Schritte zum Ausdruck: "LGBT-Rechte finden immer mehr Mitstreiter aus dem gesamten politischen Spektrum, und die nächsten zweieinhalb Jahre werden entscheidend sein, um dringend benötigte Fortschritte in Europa zu erzielen." (Martin Bach)
 
 Hier das komplette Abstimmungsergebnis laut www.ilga-europe.org:
 
 100 % (06 von 06 Abgeordneten): Malta
 059 % (07 von 13 Abgeordneten): Dänemark
 059 % (07 von 13 Abgeordneten): Finnland
 058 % (07 von 12 Abgeordneten): Irland
 051 % (27 von 53 Abgeordneten): Spanien
 050 % (03 von 06 Abgeordneten): Estland
 042 % (11 von 26 Abgeordneten): Niederlande
 041 % (09 von 22 Abgeordneten): Griechenland
 040 % (08 von 20 Abgeordneten): Schweden
 038 % (03 von 08 Abgeordneten): Slowenien
 035 % (26 von 74 Abgeordneten): Frankreich
 033 % (02 von 06 Abgeordneten): Luxemburg
 033 % (24 von 73 Abgeordneten): Vereinigtes Königreich
 032 % (06 von 19 Abgeordneten): Österreich
 027 % (06 von 22 Abgeordneten): Belgien
 023 % (05 von 22 Abgeordneten): Portugal
 022 % (22 von 99 Abgeordneten): Deutschland
 017 % (01 von 06 Abgeordneten): Zypern
 009 % (02 von 22 Abgeordneten): Ungarn
 005 % (04 von 73 Abgeordneten): Italien
 005 % (01 von 22 Abgeordneten): Tschechische Republik
 004 % (02 von 51 Abgeordneten): Polen
 003 % (01 von 33 Abgeordneten): Rumänien
 000 % (00 von 18 Abgeordneten): Bulgarien
 000 % (00 von 09 Abgeordneten): Lettland
 000 % (00 von 12 Abgeordneten): Litauen
 000 % (00 von 12 Abgeordneten): Slowakei
